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Annahita Esmailzadeh
©Sofieke van Bielsen

Zu alt! Zu jung?

Annahita Esmailzadeh

Annahita Esmailzadeh leitet seit 2021 den Bereich Customer Success Account Management für die Branchen Travel, Transport, Power und Utilities bei Microsoft. Sie absolvierte ihr Masterstudium der Wirtschaftsinformatik mit Schwerpunkt Big Data an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München.

Was ist deine Aufgabe bei Microsoft und wie ist die Altersstruktur deines Teams?

Ich bin bei Microsoft Head of Costumer Success Account Management für Travel, Transport, Power und Utilitys und habe ein sehr altersdiverses Team. Die Jüngste bei mir ist Anfang 20, mein ältester Mitarbeiter ist Anfang 60.

Welche Rolle spielt für dich das Alter in deinem Team und beim Rekrutieren?

Ich schaue überhaupt nicht auf das Alter, ich schaue nur auf Kompetenzen. Oft ist es ja so, dass mit dem Alter auch ein hohes Maß an Erfahrung einhergeht, und darum freue ich mich natürlich immer sehr, wenn ich es schaffe, kompetente und erfahrene Menschen einzustellen, und wenn die sich für mich und mein Team entscheiden. Aber für mich wäre niemals das Alter ein Faktor, um jemanden einen Plus- oder einen Minuspunkt zu geben.

Hat eine weibliche Führungskraft Probleme mit älteren Mitarbeitern?

Ich muss ganz offen sagen, dass einem immer eine gewisse Grundskepsis begegnet, wenn man viel jünger ist als die Menschen im Team. Bisher habe ich persönlich aber sehr positive Erfahrungen gemacht, die Menschen waren offen und haben mir immer Chancen gegeben. Bei meinem aktuellen Arbeitgeber, in meinem aktuellen Team, ist das überhaupt kein Thema. Mein Team ist sehr wertschätzend und ich habe sogar oft Situationen, dass Mitarbeiter von mir für den Chef gehalten werden und sich dann vor mich stellen und sagen: "Hey, das ist meine Chefin, und sprechen Sie bitte mit ihr!"

Zu jung, zu alt – welches Stereotyp begegnet dir öfter?

Zu alt. Zu jung hat dahingehend negative Folgen, dass Personen z. B. Führungspositionen oder verantwortungsvolle Positionen nicht zugetraut werden. Da wird dann einfach auf das Alter geschaut und davon ausgegangen, ok, diese Person ist noch so jung, sie kann die Skills für diese Position nicht besitzen, auch dann, wenn sie dies durchaus tut.

Das Stigma, zu alt zu sein, ist gesellschaftlich aus meiner Sicht ausgeprägter, da mit dem Attribut „zu alt“ oftmals assoziiert wird, dass diese Menschen ja schon mit einem Fuß in der Rente stehen und damit gar nicht mehr gewillt sind zu leisten, gar nicht mehr gewillt sind zu lernen, gar nicht mehr gewillt sind, Innovationen voranzutreiben. Gegen dieses Stigma vorzugehen, ist für mich wirklich eine Herzensangelegenheit.

Machen Einteilungen in Altersklassen wie 50plus oder 30minus Sinn?

Na ja, das können wir auf so viele Situationen übertragen.

Zum Beispiel auf Frauen, nachdem sie Mamas geworden sind. Wie oft gibt es Programme wie „Bringe deinen Körper nach der Geburt in Form innerhalb von 60 Tagen“. Unsere Gesellschaft hat ja wirklich sehr absurde Ideale, die aus meiner Sicht nicht nur absolut unrealistisch sind, sondern auch Menschen stark unter Druck setzen und Stigmata verursachen. Und damit finde ich dieses 50plus, Anti-Aging, „O Gott, du hast jetzt graue Haare, o Gott, du hast jetzt Falten“ ganz schlimm. Wenn du dich nicht wohlfühlst mit deinen grauen Haaren und die färben willst, dann ist das völlig o. k.

Jeder Mensch sollte das tun, womit er sich wohlfühlt, aber er sollte das nicht tun, weil er Angst hat vor Altersdiskriminierung, sondern weil er sich selber so wohler fühlt.

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